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Aktuelles von Donnerstag, 17.02.2005

Lycoming verliert Prozess
von Wilhelm Schröer

Mit der juristischen Feststellung einer Schuld, eines Betruges und mehr als 100 Millionen Dollar in Strafzahlungen und Entschädigungen gegen den Motorenhersteller aus Williamsport, Pennsylvania ging dieser erste Prozess vor einem texanischen Geschworenengericht zu Ende.

Ende 2002 kam es zur bislang spektakulärsten Rückruf- und Nachbesserungsaktion für Luftfahrzeuge der Allgemeinen Luftfahrt. Mehr als 1.400 Kurbelwellen der Motorenmodelle TIO-540 und LTIO-540 aus dem Hause Lycoming waren betroffen, ungenügende Festigkeit der Grund.

Vorausgegangen waren mehrere Unfälle mit Triebwerksstörungen. Die Qualität der Teile, die aus den großen Motorenschmieden von Teledyne Continental und Textron Lycoming komm, ist erbärmlich.

Lycoming zeigte sich großzügig, jedenfalls für die Verhältnisse der AL. Volle Kostenübernahme der Nachbesserung ? immerhin musste das Triebwerk ausgebaut und vollständig zerlegt werden ? sowie Flugtickets und bezahlte Anmietung von Ersatzmaschinen wurden den Haltern in Aussicht gestellt, dafür mussten sie auf ihr Recht einer Klage gegen den Motorenhersteller verzichten. Die meisten Halter machten von dem Angebot Gebrauch, und so war es nun auch kein geschädigter Flugzeugeigentümer, der den Hersteller vor Gericht verklagte, sondern der Zulieferer der besagten Kurbelwellen.

Interstate Southwest aus dem texanischen Navasota hatte im Auftrag von Lycoming die Kurbelwellen geschmiedet und war im Verlauf der Aktion als der Schuldige an der ganzen Misere hingestellt worden. Eine fehlerhafte Temperaturbehandlung der Wellen sei der Grund für die mangelnde Festigkeit stellte Lycoming umgehend fest ? pikanter Weise folgte auch die FAA dieser Ansicht des Motorenherstellers.

Naturgemäß zeigte sich Interstate mit der Übernahme des schwarzen Peters nicht ganz einverstanden und klagte. Nicht eine mangelhafte Temperaturbehandlung sei der Grund für das Versagen der Bauteile, sondern ein zu schwaches Design im Zusammenhang mit einer von Lycoming veränderten Rezeptur des verwendeten Stahls behauptete der Zulieferer. Lycoming habe der Legierung mehr Vanadium beigegeben um das Material einfacher und damit billiger zu verarbeiten, dazu ein mit sehr wenig Sicherheitsreserve ausgelegtes Bauteil, daher die mangelnde Festigkeit der Kurbelwelle.

Lycoming ist verantwortlich, nicht der Zulieferer

Nun das Urteil der Geschworenenkammer: Ja, die veränderte Rezeptur der Legierung sei ausschlaggebend für das Versagen der Wellen, ebenso wie das zu schwach ausgelegte Design der Kurbelwellen. Damit aber nicht genug: Lycoming habe betrügerisch die wahren Umstände verschleiert und der Aufsichtsbehörde, den Kunden und der Öffentlichkeit gegenüber unrichtig dargestellt. Daher habe der Motorenhersteller dem Zulieferer zusätzlich zu dem entstandenen finanziellen Schaden von 9,7 Millionen Dollar noch eine Strafzahlung in Höhe von 86,4 Millionen Dollar zu leisten, urteilten die Texaner.



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